Anatol hat sich heute selbst übertroffen.
Offenbar ist es ihm nun doch etwas peinlich, dass er am Freitag Abend auf meine Verspätung so verärgert reagiert hat.
Gestern war er mit einem riesigen Einkaufskorb vom Markt zurückgekehrt, hatte aber sichtlich niemanden erlauben wollen, hineinzugucken. Schnell war der Inhalt des Korbs im Kühlschrank verstaut und dieser mit dem Befehl „Da geht keiner ran!“ geschlossen worden.
Heute abend wird das Geheimnis gelüftet. Anatol zieht ein riesiges grünes Ungetüm aus dem Kühlschrank und erklärt: „Das ist Mangold. Wir essen viel zu selten solche feinen Gemüsesorten!“
Mangold habe ich schon einmal probiert – zu Sylvester vor über 20 Jahren, in Paris. Es muss wohl 1990 oder 1991 gewesen sein … Damals hatte unser Freund Marc den Mangold zubereitet. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit seinen langen, spillerigen Armen die großen, grünen Blätter aus einem gigantischen Topf herausfischt und sie uns serviert – und dabei die Vorteile der „blettes“ (so heisst Mangold auf Französisch) aufzählt: der Mangold sei voller Vitamine und Mineralstoffe und habe einen wunderbar aromatischen, leicht nussigen Geschmack. „Les blettes“ hatten mir damals in der Tat sehr gut geschmeckt – aber ich hatte es leider versäumt, mir das Rezept aufzuschreiben, und hatte dieses schöne Gemüse dann auch vergessen.
Heute, nach fast 25 Jahren, ist es Zeit für den nächsten Mangold.
Verdächtig finde ich allerdings, dass Anatol erstaunlich oft zum Computer läuft und dort nachliest. Hat der Spitzbube etwa kein eigenes Rezept…? Etwas verschämt gibt Anatol zu, dass er in seiner Sammlung leider kein Mangold-Rezept vorhalte. Er habe aber eine ganz großartige Kochanleitung hier bei Chefkoch.de gefunden! Diese wolle er nun ein wenig abwandeln, da wir nicht alles im Haus hätten, was dafür benötigt würde.
Als erstes schneidet Anatol 2 kleine Schalotten und 2 Knoblauchzehen in Würfelchen und brät sie in einem großen Topf leicht mit Olivenöl an.
Dann gibt er die gewaschenen und kleingeschnittenen Mangoldstiele (das Weisse unten an den Blättern) in den Topf und lässt das Ganze etwas schmoren. Dazu kommen 3 kleine Chilis, Salz, Pfeffer und ein Teelöffelchen Vanillezucker.
Diese Mischung wird nun unter Rühren angebraten. Das Rezept von Chefkoch.de sieht noch Gemüsebrühe vor, aber die vertrage ich wegen der enthaltenen Würzstoffe nicht. Anatol lässt sie also weg, ebenso wie den Weisswein (der allerdings durch Rotwein ersetzt wird).
Letzteren gießt Anatol nun hinzu, gibt den Rest des Mangolds in den Topf (die geschnittenen Blätter), rührt einmal gut um und verschließt den Topf mit dem Deckel. Der Mangold muss nun etwa 20 Minuten sanft garen.
Indessen setzt Anatol einen zweiten Topf mit gesalzenem Wasser auf. Offenbar soll es Nudeln zu dem Mangold geben! Ich freue mich.
Das Wasser kocht – Anatol hat Penne vorgesehen und gibt sie in den Topf. Ich liebe Penne! Mittlerweile habe ich großen Hunger und bin sehr gespannt auf das, was Anatol da herbeizaubert.
Es ist soweit. Anatol serviert die „Penne mit Mangold à la Chefkoch.de„.
Ich finde sie einfach köstlich. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht mehr aufhören … schon habe ich mir zum dritten Mal nachgenommen.
Mit etwas Glück bleibt zumindest eine Kleinigkeit von dem herrlichen Mangold-Gericht für morgen übrig. Aber sicher ist das nicht.