152. Kapitel – Der Schnellkochtopf

Anatol ist kategorisch. Wer Strom beim Kochen sparen will, braucht eine Cocotte minute – einen Dampfdruckkocher. Das in Deutschland geradezu verpönte, da als gefährlich empfundene Gerät ist bei unseren französischen Freunden weit verbreitet. Kaum eine Küche in Frankreich kommt ohne das zeit- und energiesparende Utensil aus.

Warum sollten wir darauf verzichten?

Nach einer regelrechten Schnellkochtopf-Odyssee, die uns einen ganzen Tag lang beschäftigt (mehrere Kocher sind beschädigt und müssen umgetauscht werden) halten wir unseren Dampfkochtopf endlich in Händen.

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Wie nutzen wir ihn?

Die Gebrauchsanleitung ist außerordentlich technisch gehalten und erlaubt uns nicht, mit Sicherheit festzustellen, ob wir bei der Inbetriebnahme wirklich alles richtig gemacht haben.

Dennoch entschließen wir uns, heute mittag unsere ersten Dampf-Pellkartoffeln in dem schönen Dampfkocher zuzubereiten.

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Die Kartoffeln kommen in das Dampf-Körbchen, dazu 500ml Wasser. Dann schließen wir den Topf und schalten die Kochplatte ein.

Elie ist bereits zur Tür herausgeschlüpt – er fühlt sich bei Anna im Nachbarshaus nun sicherer.

Anatol meint, der Topf mache ja alles ganz von selbst. Er zieht sich daher mit einem Buch in sein Nestchen zurück.

Ich bleibe allein – mit dem Schnellkochtopf. Was nun? Zunächst geschieht: gar nichts. Ich studiere die Gebrauchsanleitung ein weiteres Mal – ohne neue Erkenntnisse.

Da – ein Zischen ertönt! Vorsichtig spähe ich um den Kühlschrank herum und stelle fest, dass ausgerechnet aus dem Sicherheitsventil Dampf entweicht. Ist das normal? Das User Manual sagt dazu nichts. Ich ziehe mich in den Flur zurück – hier bin ich jedenfalls ganz sicher.

Der Topf beginnt nun, immer lauter zu zischen. Muss ich den Strom runterschalten? Darf ich mich dem Gerät überhaupt nähern? Unschlüssig sehe ich Anatol an, der beklommen aus seinem Nestchen schaut.

„Wir können immer noch den Hauptschalter betätigen…“ meint der Saurier.

Nun zischt und pfeift der Top in kurzen Abständen. Ich stelle mit zitternden Händen die Kochzeit ein: 10 Minuten.

Anatol schleicht sich todesmutig an die Kochplatte heran und dreht den Strom herunter. Dennoch brauset und zischt das Gerät weiter – während Anatol und ich angstbebend im Flur in Deckung verharren.

Das Handy klingelt: 10 Minuten sind um.

Ich wage mich in die Küche und nehme den Topf von der Kochplatte. Anatol zieht das Ventil hoch: ein letztes Zischen ertönt – dann herrscht Stille.

Ich ziehe meine Motorradjacke und die Handschuhe an. Den Helm lasse ich weg – ein wenig zu peinlich ist mir das doch.

Dann öffne ich den Schnellkochtopf. Dabei passiert – nichts. Der gesamte Dampf ist durch das Ventil entwichen und das Gerät ist vollkommen entschärft.

Am Boden des Dampfdrucktopfes erwarten uns die leckersten Pellkartoffeln, die wir seit langem gegessen haben. Sie sind gar, fest und haben den perfekten Pellkartoffelgeschmack, den Anatol mit etwas Salz, Pfeffer und Walnussöl noch verfeinert.

Wir sind mit unserem neuen Topf sehr zufrieden!

151. Kapitel – Der Fall des Öko-Gurus: Joghurt-Miseren

Bedröppelt schaut der Saurier in die Joghurtmaschine.

Anstelle eines glatten, festen, weissen Joghurtblocks grinst ihm die hässliche Fratze unserer ersten Joghurt-Havarie entgegen:

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Was ist geschehen?

Heute früh hatte Anatol die selbstgemachte Sojamilch mit einem letztens hergestellten wunderbar festen Sojajoghurt vermischt und in die Joghurtmaschine gestellt.

Beides – Sojamilch und „Starterjoghurt“ – kamen aus dem Kühlschrank. Anatol hatte die beiden Zutaten erst auf Zimmertemperatur erwärmen wollen, aber ich hatte vorgeschlagen, die Joghurtmaschine einfach eine Stunde länger laufen zu lassen – was der Saurier dann unter leisem Protest getan hatte.

Nun, acht Stunden später, haben wir den Salat: geronnene, phasengetrennte Sojamilch:  klare, molkeartige Flüssigkeit als obere Schicht, heller Sojaschlamm auf dem Boden.

„Ihhhh ist das eklig!“ zetert Elie. „Das ess ich jedenfalls nicht!“

„Papperlapapp!“ grummelt Anatol, sichtlich enttäuscht von der Sojamisere. Er zückt einen Teelöffel, nachdem er vorsichtig an der unappetitlich aussehenden Masse geschnuppert hatte.

„Riechen tut es prima!“ vermeldet der Saurier. Dann probiert er etwas von der Flüssigkeit, die er vorher umgerührt hat.

„Es schmeckt wie sehr dünnflüssiges Joghurt!“ Freudig schlürft der Butler den Teelöffel aus. „Ist eindeutig essbar. Vielleicht können wir es im Müsli als Milchersatz verwenden und so immerhin aufbrauchen.“

„Ich vergifte mich doch nicht mit Euren Experimenten!“ Elie ist empört. „Guck doch wie fies das aussieht! Diese ekligen kleinen Stücke in der Pampe da – nee ich ess das nicht!“

Anatol muss zugeben, dass das Ergebnis optisch kein Bringer sei. Weggeworfen werde hier jedoch nichts, was noch gut sei. Von „vergiften“ können keine Rede sein. Einzig Konsistenz und Optik seien nur suboptimal gelungen – der Geschmack sei wie immer „eins A“.

Das verunglückte Joghurt bekommt einen Deckel und wandert flugs in den Kühlschrank.

Dann beratschlagen wir.

Was ist schiefgegangen? Was hat das Missgeschick verursacht? Anatol vertieft sich ins Internet und die einschlägigen Blogs und Foren – und findet ähnliche Misserfolge bei der Joghurtherstellung aus selbstgemachter Sojamilch. Wie kann das sein?

Wir werden weiter forschen.

Für heute bleibt uns nur, die Joghurt-Misere in den Mixer zu befördern und zu versuchen, zumindest eine etwas homogene „Soja-Sauermilch“ herzustellen.

Wir werden berichten.

 

150. Kapitel – Öko-Guru Anatol: wir kochen Sojamilch

Vor kurzem hatten wir von Anatols Joghurt-Experimenten berichtet. Wie ist es damit weitergegangen?

Leider muss ich sagen, dass Anatols Ergebnisse mit der Heizungs-Methode alles andere als zuverlässig sind. Mal schmeckt das Joghurt wunderbar, dann wieder ist es alkoholisch bizzelig und ungenießbar.

Nachdem Anatol diverse Joghurtversuche in der Mülltonne versenkt hatte, waren wir zähneknirschend zu der Erkenntnis gekommen, dass eine Joghurtmaschine her muss. Für diese hat Anatol sich entschieden:

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Anatols Joghurts sind seither ein Hochgenuss – nach gewissen Abenteuern mit unterschiedlichsten Joghurtkulturen. Mit den Yalacta-Kulturen aus der Apotheke haben wir nun unser Glück gefunden.

Aber wie kommen wir weg von den Tetra-Packs, in denen unsere Sojamilch schlummert?

Anatol hat beschlossen, einen Versuch zu wagen: und zwar will er Sojamilch einfach aus Sojabohnen selber herstellen. Ob das gut geht…?

Im Bioladen findet Anatol geschälte Sojabohnen. Das ist wichtig: ungeschälte Bohnen, so heisst es im Internet, sorgen für einen strengen Geschmack der Sojamilch und infolgedessen für eine schlechte Compliance beim Patienten – pardon, beim Sojamilchtrinker. Auf gut Deutsch: die Milch schmeckt dann so scheußlich, dass sie niemand trinken mag. Das wollen wir natürlich nicht.

Nach eifrigem Studium der einschlägigen Webseiten hat Anatol eine gute Anleitung für die Herstellung der Sojamilch gefunden.

Zunächst werden die Bohnen über Nacht eingeweicht (ganz einfach im Glas mit viel Wasser):

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Am nächsten Morgen macht Anatol sich an die Arbeit mit den Sojabohnen. Die eingeweichten Bohnen werden gewaschen und in einem großen Topf für anderthalb Stunden gekocht.

Meine Bemerkung, stromsparend sei die Sache wohl nicht, straft Anatol mit Nichtbeachtung. Mit Argusaugen überwacht er den Topf, in dem seine Sojabohnen köcheln und macht sich in der Küche zu schaffen.

Stören darf man den Saurier jetzt nicht.

Als die schier unendliche Kochzeit um ist, baut der Butler unseren Mixer auf und füllt eine relativ kleine Menge der gekochten und noch einmal gründlich gewaschenen Sojabohnen ein. Wasser kann man mit dem Rezept leider ebenfalls nicht sparen – dies verkneife ich mir jedoch, dem am Mixer hantierenden Saurier mitzuteilen.

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Die Bohnen werden etwa drei Minuten ganz fein gemixt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:

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Die nächsten Schritte sind so aufwendig und machen so viel Dreck, dass wir in Zukunft darauf verzichten werden:

Die Milch, in der noch winzige Sojastückchen schwimmen, soll laut Rezept abgeseiht werden. Dies stellt sich als eine riesige Schweinerei heraus, da die Milch nicht durch das Passiertuch hindurchfließt. Auf Verlangen des Sauriers, der sich seine Pfötchen nicht schmutzig machen möchte, muss ich das Tuch mitsamt Inhalt auswringen – dies sollte nur mit frisch gewaschenen Händen stattfinden.

Nach einigen Anstrengungen ist die Milch im Glas:

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Der im völlig verschmierten Passiertuch noch vorhandene Rückstand heisst Okara und kann zu leckeren Dingen weiterverarbeitet werden. Leider ist unser Okara untrennbar mit dem Passiertuch verbunden. Unter dem lauten Protestgeschrei des Butlers wasche ich das Tuch aus – wir werden in Zukunft ein feines Sieb verwenden und das Okara gebührend weiterverarbeiten.

Wie schmeckt die selbstgemachte Sojamilch?

Anatol findet sie göttlich. Ich würde ihren Geschmack, wenn das Untier nicht mit dem Nudelholz neben mir lauerte, als gewöhnungbedürftig bezeichnen – auf keinen Fall aber als ungenießbar.

Anatol meint, man dürfe durchaus etwas Zucker oder Agavendicksaft in die Milch geben, um sie noch schmackhafter zu machen.

Fazit: der Arbeitsaufwand ist groß, der Geschmack annehmbar. Ich werde mit den Sauriern die Anschaffung eines Getreidemilch-Automaten erörtern. Vielleicht lohnt sich eine solche für uns?

Hier noch einmal alle Arbeitsschritte und das Rezept, welches inspiriert wurde von www.mehr-als-rohkost.de

  • Im Bioladen geschälte Sojabohnen kaufen; wir haben 500g gekauft, damit kommt man recht weit.
  • Etwa zwei Handvoll Sojabohnen über Nacht einweichen lassen (man kann aber auch deutlich mehr nehmen – siehe unten)
  • Am nächsten Morgen die Bohnen gut waschen und in einem Topf anderthalb Stunden kochen. Das ist wichtig, weil die Bohnen sonst unbekömmlich sind und Bauchschmerzen verursachen.
  • Die gekochten Bohnen in den Mixer tun, mit etwa drei mal soviel Wasser wie Bohnen.
  • Mindestens drei Minuten mixen, bis alles schön „glatt“ ist.

Den folgenden Schritt werden wir demnächst nicht mehr durchführen (wir werden uns nach einem sehr feinen Sieb umsehen; das Passiertuch gibt wirklich eine sehr große Schweinerei):

  • Die Sojamilch aus dem Mixer durch ein Passiertuch abseihen

Nun kommt die Sojamilch in eine Flasche und dann in den Kühlschrank. Sie hält sich gekühlt etwa eine Woche, sagt Anatol.

Je nach Gusto kann man sie mit Zucker, Agavensaft oder Ahornsirup verfeinern.

Um Strom zu sparen, hat Anatol gleich eine große Menge Sojabohnen eingeweicht und gekocht. Die überschüssigen gekochten Bohnen hat er eingefroren; ob das eine gute Idee ist, wird sich bei der nächsten Sojamilch-Aktion zeigen.

Viel Spaß beim Sojamilchherstellen!

Nachtrag: heute waren wir bei dm und haben Rohrzucker (Bio Vollrohr-Zucker) gekauft. Mit diesem lässt sich unsere Sojamilch tatsächlich in etwas verwandeln, das man durchaus als lecker bezeichnen könnte! Von unseren weiteren Sojamilch-Experimenten werden wir berichten!