Anatol ist kategorisch. Wer Strom beim Kochen sparen will, braucht eine Cocotte minute – einen Dampfdruckkocher. Das in Deutschland geradezu verpönte, da als gefährlich empfundene Gerät ist bei unseren französischen Freunden weit verbreitet. Kaum eine Küche in Frankreich kommt ohne das zeit- und energiesparende Utensil aus.
Warum sollten wir darauf verzichten?
Nach einer regelrechten Schnellkochtopf-Odyssee, die uns einen ganzen Tag lang beschäftigt (mehrere Kocher sind beschädigt und müssen umgetauscht werden) halten wir unseren Dampfkochtopf endlich in Händen.
Wie nutzen wir ihn?
Die Gebrauchsanleitung ist außerordentlich technisch gehalten und erlaubt uns nicht, mit Sicherheit festzustellen, ob wir bei der Inbetriebnahme wirklich alles richtig gemacht haben.
Dennoch entschließen wir uns, heute mittag unsere ersten Dampf-Pellkartoffeln in dem schönen Dampfkocher zuzubereiten.
Die Kartoffeln kommen in das Dampf-Körbchen, dazu 500ml Wasser. Dann schließen wir den Topf und schalten die Kochplatte ein.
Elie ist bereits zur Tür herausgeschlüpt – er fühlt sich bei Anna im Nachbarshaus nun sicherer.
Anatol meint, der Topf mache ja alles ganz von selbst. Er zieht sich daher mit einem Buch in sein Nestchen zurück.
Ich bleibe allein – mit dem Schnellkochtopf. Was nun? Zunächst geschieht: gar nichts. Ich studiere die Gebrauchsanleitung ein weiteres Mal – ohne neue Erkenntnisse.
Da – ein Zischen ertönt! Vorsichtig spähe ich um den Kühlschrank herum und stelle fest, dass ausgerechnet aus dem Sicherheitsventil Dampf entweicht. Ist das normal? Das User Manual sagt dazu nichts. Ich ziehe mich in den Flur zurück – hier bin ich jedenfalls ganz sicher.
Der Topf beginnt nun, immer lauter zu zischen. Muss ich den Strom runterschalten? Darf ich mich dem Gerät überhaupt nähern? Unschlüssig sehe ich Anatol an, der beklommen aus seinem Nestchen schaut.
„Wir können immer noch den Hauptschalter betätigen…“ meint der Saurier.
Nun zischt und pfeift der Top in kurzen Abständen. Ich stelle mit zitternden Händen die Kochzeit ein: 10 Minuten.
Anatol schleicht sich todesmutig an die Kochplatte heran und dreht den Strom herunter. Dennoch brauset und zischt das Gerät weiter – während Anatol und ich angstbebend im Flur in Deckung verharren.
Das Handy klingelt: 10 Minuten sind um.
Ich wage mich in die Küche und nehme den Topf von der Kochplatte. Anatol zieht das Ventil hoch: ein letztes Zischen ertönt – dann herrscht Stille.
Ich ziehe meine Motorradjacke und die Handschuhe an. Den Helm lasse ich weg – ein wenig zu peinlich ist mir das doch.
Dann öffne ich den Schnellkochtopf. Dabei passiert – nichts. Der gesamte Dampf ist durch das Ventil entwichen und das Gerät ist vollkommen entschärft.
Am Boden des Dampfdrucktopfes erwarten uns die leckersten Pellkartoffeln, die wir seit langem gegessen haben. Sie sind gar, fest und haben den perfekten Pellkartoffelgeschmack, den Anatol mit etwas Salz, Pfeffer und Walnussöl noch verfeinert.
Wir sind mit unserem neuen Topf sehr zufrieden!