Topiramat : dreifaches Risiko für Depressionen und Selbstmord

Anatol machte mich heute auf diesen sehr informativen Beitrag von Violetta aufmerksam.

Es ist mir ein Anliegen, ihn auch hier im Blog zu verbreiten, deshalb stelle ich ihn auch bei uns ein.

Das Migräne Projekt

AntiepilepsieDeprWenn es ganz schlimm kommt, dann gibt es für Migräniker die Option, sich mit einem Epilepsiemittel prophylaktisch behandeln zu lassen. Das ist nicht so weit hergeholt, schließlich gibt es eine Menge Ähnlichkeiten zwischen Epilepsie und Migräne.
Der Wirkstoff, der hier vor allem verschrieben wird heißt Topiramat, das Produkt heißt Topamax. Seit 2009 ist das Patent ausgelaufen und der Wirkstoff sollte auch als Generika zu erhalten sein.

Ich habe Topamax auch mal verschrieben bekommen, und meine Neurologin bringt es immer wieder mal ins Gespräch. Ich habe mich aber schon vor über zehn Jahren, nachdem ich den Beipackzettel gelesen habe, dagegen entschieden und bleibe auch dabei. Meine Gründe damals waren vor allem die hohe Lebertoxizität des Medikaments und die hohe Wahrscheinlichkeit, ein Glaukom zu bekommen. Hinzugekommen im Laufe der Jahre sind unendlich viele anekdotische Berichte darüber, dass Leute das Gefühl haben, ihr IQ würde um die Hälfte sinken, wenn sie das Medikament…

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64. Kapitel – Beim Arzt

Es ist 7 Uhr 30. Auf Zehenspitzen will ich die Wohnung verlassen – heimlich und ohne mich zu verabschieden. Heute ist ein besonderer Tag: am Vormittag habe ich den Termin bei der Neurologin, auf den ich seit Monaten warte.

Eine lästige Unruhe hat mich seit ein paar Tagen beschlichen. Was, wenn die Ärztin mich wieder zum MRT in die Röhre schicken oder mir meine Migränemedikamente wegnehmen will? Wenn sie mich zur Einnahme von Antiepileptika zwingen oder gar versuchen will, mir weiszumachen, dass ich mir die Migräne nur einbilde und mich nicht so anstellen soll …?

Diese und ähnliche Horrorszenarien spuken mir im Kopf herum, seit der Termin näher rückt. Aus diesem Grunde habe ich gestern heimlich entschieden, das Ganze einfach zu „vergessen“ – und aus allen Wolken zu fallen, wenn die Butler mich heute Abend nach meinem Arzttermin fragen werden.

Nun ist es wichtig, unauffällig aus der Wohnung zu verschwinden, um nicht noch einmal an den Termin „erinnert“ werden zu können. Die Flucht gelingt – keiner der beiden Butler ruft mir hinterher „Aber denk bitte an den Arzttermin!“. Elie schlummert im Nestchen, und Anatol muss wohl in der Küche zugange sein. Vorsichtig ziehe ich die Tür ins Schloß und schleiche die Treppe hinunter.

Kurze Zeit später bin ich im Büro und beginne wie jeden Morgen, meine Korrespondenz des Vortages zu sortieren und zu archivieren. Dann bereite ich den Tagesplan vor und stelle erfreut fest, dass heute mehrere schwierige Sitzungen anstehen, welche ein Vergessen des Arzttermins durchaus rechtfertigen.

Erleichtert atme ich auf. Heute werde ich der Röhre wohl entkommen.

Gerade will ich mich an die Arbeit machen – eine komplizierte Frage zur Markenparodie muss gelöst werden – da ertönt es messerscharf „So! Du hattest also nicht vor, den Arzttermin wahrzunehmen, den Du gleich hast?“

Ich zucke zusammen und drehe ich um. Anatol springt aus meiner Handtasche hervor und sieht mich böse an. IMG_2605„Vorhin bist Du heimlich aus der Wohnung geschlichen. Sonst verabschiedest Du Dich von den Katzen und von uns. Den Arzttermin hast Du schon länger nicht mehr erwähnt! Das hat meinen Verdacht geweckt. Und ich sehe mich bestätigt! Gerade hast Du eine Sitzung um 10 Uhr 30 anberaumt, obwohl Du genau weisst, dass dann der Termin ist! Er steht ja sogar in Deinem Computer!“

In diesem Moment poppt in der Tat – passend zur Suada des Sauriers – ein Erinnerungsfenster auf dem Bildschirm auf. „Neurologin um 10 Uhr 30!“ sagt es mir.

Zerknirscht gebe ich zu, dass ich mir den Termin noch hatte „offenhalten“ wollen – auf Grund der starken Arbeitsbelastung.

Anatol schnaubt wütend. „Um 10 Uhr fahren wir los zu diesem Termin! Keine Widerrede! Gut, dass ich mitgekommen bin. Ich hatte es seit ein paar Tagen im Gefühl, dass Du Dich drücken wolltest!“IMG_2603

Dem widerspreche ich selbstverständlich. Von „sich drücken wollen“ könne keine Rede sein – wegen meiner hohen Arbeitsbelastung sei es leider nicht immer möglich, solche Termine einzuhalten.

Da es nun aber erst 7 Uhr 45 sei, habe Anatol sich in meine Handtasche zurückzuziehen. Bald kämen die Kollegen, und da habe er unsichtbar zu sein.

IMG_2604Anatol folgt dieser Aufforderung sogar – nicht ohne mir jedoch gedroht zu haben, ab 10 Uhr Zeter und Mordio zu schreien, falls ich mich dann nicht auf den Weg zum Arzt machte.

Da ich keinen Wert darauf lege, von den Kollegen mit einem schimpfenden kleinen Saurier in der Handtasche überrascht zu werden, stehe ich um 10 Uhr von meinem Schreibtisch auf, nehme meine Tasche und sage meinem Chef, dass ich nun kurz zum Arzt gehe, aber in Kürze wieder da sein werde.

Der Chef nickt nur kurz, winkt mir zum Abschied „Bis nachher!“ zu – und vertieft sich wieder in seine Akten. Die zappelnde Handtasche bemerkt er glücklicherweise nicht.

Die Praxis von Dr. Gisèle ist nicht weit weg. Kurze Zeit später sind wir bei der Anmeldung und müssen noch etwas im Wartezimmer sitzen. Anatol habe ich eingeschärft, absolute Ruhe zu bewahren. Nicht, dass wir beiden noch in der Zwangsjacke bei den Männern mit den weissen Kitteln enden – das ist nun wirklich überflüssig.

Nun werde ich ins Behandlungszimmer gerufen. Anatol ist mucksmäuschenstill – vermutlich hat ihm die Warnung vor der Zwangsjacke doch Angst eingejagt.

Dr. Gisèle will meine gesamte Migränegeschichte hören. Sie nimmt sich Zeit und stellt mir Fragen. Gegen die Migränediät hat sie nichts. Magnesium, Vitamin B 2 und Q10 findet sie eine gute Idee. Dann will sie mich von oben bis unten abklopfen – da scheint alles zu stimmen. Ich höre ein leichtes Kichern aus der Tasche, welches aber sogleich wieder verstummt.

Ein erneutes MRT (die berüchtigte Röhre) hält Dr. Gisèle nicht für erforderlich. Ich atme auf.

Dann erläutert sie die gängigen Prophylaxen – Betablocker und Antiepileptika. Auf meinen erschrockenen Blick hin meint sie, sie sei nicht davon überzeugt, dass diese Medikamente für mich zum jetzigen Zeitpunkt die richtigen seien. Sie schlägt mir vor, die Prophylaxe mit Magnesium, Vit B, Q10 und der Migränediät weiterzuführen und die Entwicklung abzuwarten. Wenn die Migräne schlimmer würde, solle ich doch die Betablocker versuchen.

Mit einem Rezept für ein Triptanspray verlasse ich die Praxis. Anatol tobt in der Tasche herum, weil er sofort in die Apotheke will und das Spray kaufen. Das unterbinde ich jedoch; wir können das Spray auch am Samstag noch kaufen. Nun muss ich aber zurück zur Arbeit. Anatol lasse ich aus meiner Tasche hüpfen, als wir durch meine Straße fahren – der Butler hat den Schlüssel und findet allein nach Hause.

Der Tag vergeht nun ohne weiterer besondere Vorkommnisse. Ich bin glücklich, dass ich meinen Arztermin hinter mir habe!

Als ich Abends müde nach Hause komme, warten die Butler „zur Belohnung“ mit dieser Überraschung auf mich:

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Vielleicht sollte ich öfter zum Arzt gehen?

 

 

 

 

 

54. Kapitel – Am Starnberger See

Seit mehreren Monaten liegt sie mir auf der Seele – die unerbittlich näherrückende Dienstreise zum Starnberger See. Zwei ganze Tage und eine Nacht werde ich verreist sein – Katzen und Dinosaurier sind allein zu Haus !

Heute ist es so weit: Meine Reisetasche ist gepackt. Anatol hat mehrmals kontrolliert, ob ich auch alles habe. Schlafanzug, Seife, Shampoo … etwas Wäsche zum Wechseln und eine warme Jacke : alles hat er erst in einer Liste zusammengestellt und dann in Windeseile in die Tasche gepackt.

Ich hoffe, dass er nichts vergessen hat.

Für die Katzen ist gesorgt : eine liebe Freundin kommt zum Catsitten. Aber wird Tonio sein Medikament nehmen ? Werden Loup und Riri sich nicht hauen ? Und wird Noah die armen Katzenmädchen, die er so gern durch die Zimmer jagt, in Frieden lassen ?

All dies geht mir durch den Kopf – aber ich weiss ja, dass immer noch die beiden Butler da sind und notfalls eingreifen können.

Mein Zug geht um kurz vor 14 Uhr. Ich habe genügend Zeit, um vor der Abfahrt noch einmal nach Hause zu gehen, die Katzen zu füttern und mein glücklicherweise leichtes Reisegepäck abzuholen. Zum Bahnhof kann ich sogar mit dem Fahrrad fahren.

Von den Butlern keine Spur, als ich aus dem Haus gehe. Ich vermute, sie haben sich in den Park verdrückt, um meiner Reisenervosität zu entrinnen. Seit gestern schimpft Anatol, ich sei so aufgeregt, als ginge es auf eine Weltreise! Dabei würde ich nur für anderthalb Tage an den Starnberger See fahren – dies sei nun wirklich nichts, weshalb man sich so beunruhigen müsse.

Sicher hat er Recht. Aber derlei Reisen bringen mich einfach aus dem Konzept – immer befürchte ich, irgend etwas Wichtiges vergessen zu haben. Nun bin ich aber unterwegs – und üblicherweise legt sich die Aufregung, sobald ich losfahre.

IMG_2265Mein Fahrrad schließe ich am Bahnhof im überwachten Fahrradparkplatz an, und begebe mich dann aufs Gleis. Kurze Zeit später kommt der Zug. Ich steige ein – die Reise hat begonnen !

Meine freundliche Kollegin aus dem Büro hat mir einen komfortablen Fensterplatz reserviert, den ich schnell finde.

Meine Nervosität ist einem ordentlichen Hunger gewichen. Anatol hatte das vorhergesehen und mir deshalb schon heute morgen ein reichlich bemessenes Lunchpaket mit Butterbroten und etwas Salat eingepackt. Auf diesen Proviant freue ich mich nun sehr.

IMG_2277Ich öffne meine Tasche – und sehe entsetzt, dass ich nicht allein auf Reisen gegangen bin.

Gleich obenauf, in meinen Pulli eingemummelt, befinden sich zwei blinde Passagiere, für die ich keinerlei Reisegepäck geschweige denn eine Fahrkarte habe: Anatol und Elie haben sich in die Reisetasche hineingeschmuggelt und sind mitgekommen!

Anatol guckt mich spitzbübisch an. « Glaubst Du wirklich, wir hätten Dich allein zum Starnberger See fahren lassen ? Wir wollen schließlich auch etwas sehen von der Welt, und am Starnberger See soll es wunderschön sein ! » Elie fügt fröhlich hinzu :  « Wir wollen mit auf die Abenteuerreise! »

Mir verschlägt es die Sprache. Mit den beiden Burschen kann ich auf dieser Reise überhaupt nichts anfangen ! Wie soll ich den anderen Teilnehmern der juristischen Konferenz erklären, dass ich mit zwei Stoffdinosauriern anreise ?

« Anatol, was hast Du Dir dabei gedacht ! Ihr fahrt gerade schwarz in der Bahn! Und das hier ist keine „Abenteuerreise“ – ich bin dienstlich unterwegs! Morgen findet eine Markenrechtskonferenz statt, an der ich teilnehme! Da könnt Ihr unmöglich auftauchen. Zudem werde ich den heutigen Abend und den ganzen Tag morgen mit meinen Kollegen verbringen – was wollt Ihr denn in der Zeit machen ? Allein am See lasse ich Euch auf keinen Fall ! Und wer passt jetzt auf die Katzen auf ? »

Ich bin außer mir.

Elie findet, dass ich wieder einmal überreagiere. « Wir sind absolut brav während Deiner Konferenz. Notfalls schlafen wir einfach in Deiner Tasche. Aber heute abend und morgen früh können wir doch an den See ! Warum soll das nicht möglich sein ? »

« Und die Fahrkarte, die Ihr beiden nicht gelöst habt ? Was machen wir, wenn Ihr kontrolliert werdet ? » flüstere ich – denn wer weiss, wer hier gerade mithört!

IMG_2272Anatol behauptet schlichtweg, die Beförderung von Dinosauriern mit der Bahn sei kostenlos. Er habe die allgemeinen Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn genauestens studiert – und nirgendwo stünde, dass Dinosaurier einen Fahrschein zu lösen hätten.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Argumentation frei von Denkfehlern ist, vermute aber, dass es wohl das Beste sein wird, wenn wir dem Schaffner nicht sagen, dass noch zwei Dinos mitreisen. Auch wenn mir nicht sehr wohl dabei ist, denke ich aber doch, dass wir so einigen Problemen aus dem Weg gehen werden.

Der Zug kommt in Stuttgart an ; die Butler haben sich nun wieder brav im Koffer versteckt. Wir müssen hier nach München umsteigen – aber die Bahn macht uns einen Strich durch die Rechnung : der Anschlusszug ist über eine halbe Stunde verspätet. Wo er abfahren wird und wann genau – es kann uns niemand sagen. Ziellos irren wir durch den Bahnhof, der einer Großbaustelle gleicht – es muss doch hier eine Auskunft geben… !

Ein freundlicher junger Mann versichert mir, dass der Zug nach München ganz bestimmt auf Gleis 15 abfährt – allerdings erst in etwa einer halben Stunde.

IMG_2267Wir setzen uns auf eine Bank und warten. Der Wind pfeift über die Gleise – es ist kalt geworden. Ich bin froh, dass Anatol heute morgen darauf bestanden hat, dass ich doch die warme Jacke mitnehme. Die Butler sitzen in der Reisetasche, weich und warm in meinen Pulli eingekuschelt. Mittlerweile freue ich mich, dass sie mitgekommen sind. Bald werden wir zu dritt den Starnberger See unsicher machen !

Endlich fährt unser Zug ein – und wenige Stunden später sind wir an unserem Ziel angekommen. Ich befehle den Butlern, sich in meiner Reisetasche zu verstecken und dort mucksmäuschenstill zu sein. Ich werde nämlich am Bahnhof von einer Kollegin abgeholt, die mich nicht in Begleitung von zwei Stoffdinosauriern in Empfang nehmen soll.

Unsere erste Fahrt geht in die Kanzlei meiner Kollegin. Dort sind bereits alle anderen Teilnehmer der Konferenz versammelt.

Da es in der Tasche fiept und rumort, tippe ich leicht mit dem Fuß daran. Nun muss absolute Ruhe herrschen ! Ich kann mich hier nicht zum Spott aller Kollegen machen. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.

Die Tasche bleibt nun still – in einem unbeobachteten Moment kann ich aber doch einen Blick hineinwerfen, mich überzeugen, dass dort alles ok ist, und eine weitere eindringliche Ermahnung an die Saurier aussprechen !

Das Abendprogramm der Konferenz beginnt.

Zunächst steht ein Besuch im weltberühmten Buchheim-Museum an. Das Museum, welches unter anderem eine beeindruckende Sammlung expressionistischer Gemälde beherbert, liegt direkt am Starnberger See. Um es zu erreichen, müssen wir durch einen Park spazieren – da ich allerdings nicht allein, sondern mit meinen Juristenkollegen unterwegs bin, können die Butler hier nicht mit.

Oder doch? Ich habe eine Idee. Unter dem Vorwand, etwas im Auto vergessen zu haben, laufe ich noch einmal zurück zum Parkplatz. Dort lasse ich die beiden Saurier aus der Reisetasche heraus und schärfe ihnen ein, der Gruppe – und vor allem mir! – in gebührendem Abstand zu folgen und dann vorsichtig mit ins Museum zu kommen, immer gut versteckt. Schließlich möchte ich ihnen den Besuch dieses außergewöhnlichen Ortes mit so unterschiedlichen Kunstsammlungen nicht vorenthalten. Außerdem befürchte ich, dass die beiden Butler, wenn sie zu lange in der Tasche eingeschlossen sind, doch irgendwann anfangen, zu randalieren – eine Situation, deren Peinlichkeit ich mir gar nicht vorstellen möchte.

IMG_2283Der Parkweg führt uns durch einen Wald vorbei an einem chinesischen Pavillon herunter zum See und zum Museum. Unsere Konferenzleiterin macht ein Photo von mir.

Die Reise beginnt, mir Spaß zu machen. Ich denke, man sieht es auf dem Photo.

Etwa 50 Meter hinter uns sehe ich die Saurier durchs tiefe Gras schleichen. Sie sind außerordentlich vorsichtig und diskret – niemand bemerkt die beiden, nicht einmal, als sie hinter einem Museumstransporter versteckt durch eine Nebentür heimlich ins Museum schlüpfen.

Das Museum hat für gewöhnliche Besucher bereits geschlossen. Wir bekommen eine eigens für uns bestellte Privatführung – außer uns befindet sich niemand im Museum! Die Räume sind hoch und sehr hell, die Architektur erinnert an das berühmte Bauhaus. Wenn man das Museum vom See aus betrachtet, stellt man fest, dass es die Form eines Schiffes hat. Die streng moderne, vollkommen schnörkellose Bauweise lässt für unsere Saurier fast keine Verstecke.

Ich beginne, mir Sorgen zu machen: und wenn meine Idee, die beiden mit ins Museum zu lassen, uns nun auffliegen lässt?

Mit einem mulmigen Gefühl sehe ich, wie die beiden Spitzbuben sich zunächst in der völkerkundlichen Sammlung afrikanischer Stammesmasken verbergen. Regungslos verharren sie hinter und neben den Masken – sie fügen sich so gut in die Sammlung ein, dass niemand sie bemerkt. Ich atme etwas auf.

Wir erfahren, dass Lothar-Günther Buchheim der Autor des Romans „Das Boot“ ist. Den gleichnamigen Film von Wolfgang Petersen kennt wohl jeder – ein weiterer meiner Lieblingsfilme. Das Museum hat ein nachgebautes U-Boot ausgestellt, welches die beklemmende Atmosphäre des Films sehr eindrucksvoll wiedergibt. Besucher dürfen den Nachbau allerdings nicht betreten – dies beruhigt mich, denn Anatol und Elie haben sich in einer der U-Boot-Kojen versteckt – keck schielen sie aus ihrem Schlupfwinkel hervor. Ich merke, dass es bald Zeit für eine Ermahnung ist! Die beiden werden mir etwas zu übermütig

Die Museumsführerin, die mitreissend Lebenslauf und künstlerischen Werdegang Lothar-Günther Buchheims erzählt, zeigt uns nun die spektakuläre Expressionisten-Sammlung, die das Museum ausstellt. Diese zieht meine Kollegen und mich so in ihren Bann, dass wir keine Augen mehr für anderes haben. Die Butler nutzen dies aus und stromern ganz unbehelligt durch das Museum, hier und da ein expressionistisches Werk bewundernd. Besonders Elie bleibt bei manchen Bildern der Mund offenstehen. Er wird mich später fragen, ob er auch Maler werden dürfe – so wie Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner, deren Bilder es ihm besonders angetan haben.

Viel zu schnell ist die Führung vorbei. In einem unbeobachteten Moment sammle ich meine Butler auf, wickle sie in meinen Pulli ein und stopfe sie – „Keine Widerrede!“ – in meine Handtasche. Wir können jetzt kein Risiko eingehen.

IMG_2285Kurze Zeit später sind wir im Restaurant, direkt am Seeufer. Anatol und Elie bleiben brav in meiner Handtasche versteckt; schließlich sitzen sie jetzt inmitten einer größeren Juristenrunde – das macht ihnen ausreichend Angst, um sie ruhig zu halten. Von Zeit zu Zeit stecke ich ihnen einen Leckerbissen zu, was glücklicherweise unbemerkt bleibt.

Der Abend ist sehr gesellig und geht erst gegen Mitternacht zuende.

Müde stolpere ich in mein Hotelzimmer – unser Hotelzimmer, um genau zu sein.

Dort stelle ich mit Entsetzen fest, dass die Heizung auf Hochtouren läuft und sich weder durch Drehen am Thermostat noch durch gutes Zureden davon abbringen lässt, weiter zu heizen.

Ich kann allerdings nur ohne Heizung schlafen – wenn es nicht sehr kühl in meinem Zimmer ist, brauche ich an Nachtruhe nicht zu denken.

Anatol werkelt noch eine Weile an der Heizung herum, gibt dann aber zu, dass er hier nichts ausrichten kann. Es ist halb ein Uhr Nachts. Die Heizung glüht.

In meiner Verzweiflung begebe ich mich zurück ins Restaurant, das zum Hotel gehört. Ein freundlicher Herr sagt zu, die Heizung sofort zu reparieren – also abzustellen.

Eine halbe Stunde später scheint der Thermostat-Schaden behoben, und ich falle beruhigt ins Bett.

Früh werde ich durch eindringliches Zureden geweckt. Die Butler sind schon länger wach und möchten nun zum See.

IMG_2311Am liebsten möchte ich mich auf die andere Seite drehen und weiterschlafen, aber um 10 Uhr wird die Konferenz beginnen, und vorher will auch ich unbedingt an den See. Ich springe auf, mache mich fertig, und schon sind wir auf dem Weg ans Seeufer:

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Anatol und Elie können gar nicht genug vom See bekommen. Aber um 10 Uhr beginnt meine Konferenz, und wir haben noch nicht gepackt.

Den Rest des Tages werde ich nur eingeschränkt mitbekommen. Kurze Zeit, nach dem die Konferenz angefangen hat, setzt unvermittelt eine Migräne ein, wie ich sie in dieser Intensität selten erlebe. Von Medikamenten zeigt sie sich vollkommen unbeeindruckt, vermittelt mir aber bald, dass alles bisher Eingenommene schnellstens und auf dem gleichen Weg, wie es in meinen Magen gekommen ist, wieder heraus muss.

Ich schaffe es noch, mich bei meinen Kollegen zu entschuldigen und verbringe die Mittagspause abwechselnd auf einer Bank liegend hinter ein paar Tischen versteckt und in den sonstigen in solchen Fällen einschlägigen Örtlichkeiten.

Anatol und Elie sind außer sich vor Sorge, und sie sind damit nicht allein, denn meine liebe Kollegin, die die Konferenz leitet, möchte einen Arzt rufen, so verheerend sehe ich aus. Zum Glück kann ich das verhindern.

An Peinlichkeit ist die Situation dennoch nicht mehr zu überbieten.

Zum Glück geht es mir am späteren Nachmittag zumindest so weit besser, dass ich den Rest der Konferenz am Tisch sitzend mitverfolgen kann.

Erst im Zug, als wir in München Pasing einfahren, sagt eine Kollegin „Sie fangen gerade an, wieder ein wenig Farbe ins Gesicht zu bekommen. Geht es Ihnen besser?“ Ich kann dies bejahen; wirklich gut geht es mir allerdings erst in Stuttgart.

Im Nachhinein möchte ich vor Scham in den Boden versinken, aber die Kollegen sagen einhellig, für Migräne könne niemand etwas, und sie hofften, mich beim nächsten Treffen bei besserer Gesundheit begrüßen zu können.

Anatol schimpft allerdings, ich hätte den Termin beim Neurologen schon vor Monaten ausmachen sollen. Ich weiss, dass er wieder einmal Recht hat, und bin zum ersten Mal froh darüber, dass der Termin nun endlich näher rückt.

Um eine Geschichte der Kategorie „Dein peinlichstes Erlebnis mit der Migräne“ reicher, gedenke ich, Violetta in ihrem Migräne-Blog recht bald von der blamablen Begebenheit zu erzählen: Wenn man schon Migräne hat, muss man zumindest ab und zu mal darüber lachen können.

Um 21 Uhr treffen wir in Strasbourg ein; die Katzen sind wohlauf und haben sich mit meiner Freundin sichtlich wohl gefühlt.

Wir können also demnächst wieder auf Reisen gehen – nur bitte ohne Migräne.

 

46. Kapitel – Muß es sein? Es muß sein!

muss es sein

Die beiden Butler sitzen am Wohnzimmertisch und haben mich heute – Ostermontag – zu einem „Familienrat“, wie sie das nennen, einbestellt.

Beide sehen mich mit ersten Gesichtern an, als ich mich dazusetze. Mir wird mulmig. „Nun macht aber halblang! Es geht hier doch nicht um ein Begräbnis?“

„Doch“ sagt Anatol. „Es geht um DEIN Begräbnis – das sehe ich nämlich mit hundertprozentiger Sicherheit auf uns zukommen. Tagtäglich sehen wir Dich Deine Migränemedikamente schlucken wie Smarties. Man darf sie nicht so überdosieren! Wenn man sie zu oft nimmt, lösen sie noch zusätzlich Kopfschmerzen aus. Wir haben das alles recherchiert. Du hast chronische Migräne und Du musst etwas dagegen tun.“

Elie nickt beipflichtend. Er sieht sehr besorgt aus.

Ich fühle mich in die Enge getrieben. Diese Butler sind etwas zu fürsorglich. Ich weiss selbst recht gut, wie ich mich zu verhalten habe!

Anatol lässt sich nicht abwimmeln. „Du weisst das alles. Nur willst Du nicht bei der Arbeit fehlen, und immer in Form sein. Wenn Du am Wochenende oder in den Ferien Migräne hast, versteckst Du Dich tagelang in Deinem Bett und sagst es keinem. So merkt niemand, wie schlimm es ist! Nur wir merken es! Es kann so nicht weitergehen.“

Ich schlucke. Leider hat Anatol recht. Wie so oft.

„Seit Wochen sehen wir es mit an. Nein – seit Monaten! Und wir haben das gesamte Internet abgesucht, um ein Heilmittel zu finden.“

Nun bin ich gespannt.

„Es gibt kein Heilmittel gegen Migräne. Migräne ist eine genetische, neurologische Krankheit, und die ist unheilbar. Aber es gibt Medikamente, die die Anfälle zurückdrängen. Es soll bei vielen Menschen sehr gut helfen!“

All das weiss ich. Über Migräne weiss ich mehr als die meisten Ärzte, die ich deswegen aufgesucht habe. Oft wird man ja nur mit einem „dann machen Sie eben etwas mehr Sport und Entspannungsübungen!“ abgetan. Was wirklich bei Migräne los ist, wissen nur wenige Ärzte.

„Also soll ich jetzt wieder diese Prophylaxe nehmen, die nicht geholfen hat?“ frage ich absichtlich provokant.

„Nein, die Prophylaxe, die man Dir vor 10 Jahren verschrieben hat, wird heute gar nicht mehr gegeben. Sie hat sich als unwirksam erwiesen. Heute gibt man andere Medikamente.“

„Ja – Betablocker und Antiepileptika! Wollt Ihr mich vergiften? Das Zeug will ich meinem Körper nicht antun!“

„Aber Schmerzmittel und Triptane in Überdosierung – die willst Du Dir antun?“ Anatol sieht mich böse an.

Ich schweige. Ich kann es nicht leugnen – mein Schmerzmittelverbrauch ist gigantisch. In den letzten Monaten habe ich aufgehört, die Mengen zu notieren. Es wäre einfach zu schockierend.

„Wer soll für die Katzen und für uns sorgen, wenn Du ganz zusammenklappst? Wenn Du nicht mehr arbeiten kannst? Hast Du eigentlich an uns gedacht? Ich muss dann putzen gehen! Elie wird mit der Schule aufhören und sich als Zeitungsdino oder Steineklopfer verdingen müssen! Stell Dir das doch nur mal vor!“

Elie wirft etwas verängstigt ein „Bevor ich diese Steine klopfen muss … also ich könnte auch versuchen, Nachhilfe in Malen oder Singen zu geben …“

Ich hebe abwehrend die Hand. Es stimmt ja, was Anatol sagt. Aber es ist sehr belastend.

„Was schlägst Du denn vor? Was soll ich tun!? Ich habe schon oft nach einer Lösung gesucht – aber keine gefunden!“

„Wir haben das alles schon geplant. Als erstes rufst Du morgen die Neurologin an und machst einen Termin aus. Die Nummer hat Dir Dein Arzt ja gegeben – Fridolin sagte uns, dass Du sie seit Monaten mit Dir rumträgst, aber noch nie angerufen hast! Du brauchst eine Migräneprophylaxe, unbedingt. Heute haben wir im Katzenforum mit Lunamaus gesprochen. Sie hat uns alles so lieb erklärt! Sie hatte genau so schlimme Migräne wie Du. Und sie nimmt jetzt dieses Antiepileptikum, vor dem Du solche Angst hast: sie hat überhaupt keine Nebenwirkungen, und es geht ihr gut damit! Danach solltest Du die Ärztin fragen. Außerdem musst Du Deine Migränediät auch wieder machen. Die hatte gut geholfen!“

„Die Neurologin wird mich nur in die furchtbare Röhre schieben wollen! Da geh ich nicht rein – nie wieder!“ Fast habe ich das Gefühl, mich meiner Plüsch-Butler erwehren zu müssen: möglicherweise haben sie sogar schon einen Termin für mich ausgemacht!

Elie nimmt allen seinen Mut zusammen und sagt leise, aber mit fester Stimme: „Ich habe auch ganz große Angst vor der Röhre. Aber wenn Du da reinmusst, und Dich nicht traust, würde ich mit da reinkommen, um Dich zu beschützen!“

Ich weiss vor Rührung nicht mehr, wo ich hinsehen soll. Elie ist sehr klaustrophobisch veranlagt – dass er sich anbietet, mich in die Röhre zu begleiten, ist ein großes Opfer für ihn.

„Elie, das ist so lieb von Dir. Aber vielleicht ist es ja doch nicht nötig, dass ich nochmal in dieser Röhre untersucht werde. Mir machen einfach all diese Untersuchungen Angst. Wer weiss, was die da alles herausfinden.“

Anatol schnaubt. „Allenfalls finden sie heraus, dass in Deinem Kopf eine große Leere herrscht. Oder hast Du das Gefühl, dass da ein Gehirn drin ist, Elie? Im Moment scheint es mir nicht so!“

Ich drohe mit dem Entzug des Nachtischs, wenn die verbalen Entgleisungen nicht sofort eingestellt werden. Das fruchtet.

„Wenn Du nicht in die Röhre gehen willst, kann Dich kein Arzt dazu zwingen. Es kann dich auch kein Arzt zwingen, die Prophylaxe zu nehmen, wenn sie Dir nicht bekommt. Wenn es Dir davon zu schlecht geht, setzt Du die Dosis herunter oder stellst das Medikament um. Aber dazu brauchst Du einen guten Arzt. Und deshab rufst Du morgen da an! Das ist ein Befehl. Was hast Du zu verlieren?“

Ich verspreche, morgen die Neurologin anzurufen.

Anatol hat Recht. Ich habe nichts zu verlieren. Aber vielleicht finde ich Linderung für die andauernden, unerträglichen Migräneattacken.

Es muss sein.

PS: ich habe, wie von Anatol und Elie befohlen, heute bei der Neurologin angerufen. Der nächste freie Termin ist Anfang Juli. Mit etwas Glück wird vorher etwas frei.

Die  Butler werden berichten.

31. Kapitel – Migräne…

IMG_0521Hallo, hier schreibt Edwige!

Ich habe mir den Computer geschnappt, da ich glaube, dass wir hier Hilfe für unseren Menschen bekommen … im Internet sollte man sich doch unter Katzen helfen, denke ich. Ich hoffe, dass hier auch Katzen mitlesen.

Der Mensch liegt im Bett, und das ist um diese Zeit total untypisch!

Leider habe ich nichts gefunden, was speziell Menschenkrankheiten beschreibt, deshalb schreibe ich einfach hier in dem Blog. Hoffentlich krieg ich deshalb keinen Ärger …

Ich beschreib Euch mal, was los ist. Heute morgen war der Mensch schon komisch. Also, ich glaub es ist eigentlich ein Weibchen, aber wir finden das bei Menschen sehr schwer rauszufinden. Deshalb sag ich immer „der Mensch“. Die Menschen sagen ja auch immer „die Katze“, auch wenn es ein Kater ist.

Also … heute morgen merkten wir schon, dass der Mensch nicht gesund war. Er oder vermutlich eher sie ist spät zum Füttern gekommen und war auch sehr langsam mit allem. Hat es aber noch geschafft, unsere Klos sauberzumachen und sich zu putzen, wie jeden Morgen. Gefressen hat er dann nichts und ist viel zu spät weggegangen. Was er dann draußen macht, wissen wir nicht so genau – er sagt immer, dass er da Geld für uns verdient … was auch immer das ist.

Ja, und dann ist er/sie schon jetzt nach Hause gekommen, hat sein Fell ausgezogen (wozu das gut ist, kapieren wir nie!) und hat sich in unser Bett gelegt. Tonio und Noah haben sich dazugelegt und geschnurrt, aber der Mensch war zu müde, um sie zu streicheln. Das ist ganz unnormal!

Irgendwann hat der Mensch sich überhaupt nicht mehr bewegt! Riri hat sich angeschlichen und ist voll draufgesprungen – damit wir wissen, ob der Mensch noch lebt! Aber er hat sich dann noch etwas gerührt und irgendwas gegrunzt „Riri lass das bitte“ … dann hat er sich den Kopf zwischen den Pfoten gehalten und hat dann wieder nur still dagelegen…

Wir hatten großen Hunger und haben Lärm gemacht … dann haben wir Futter gekriegt (das ging also noch) und der Mensch hat wieder diese winzigkleinen weissen Bröckchen gefressen… und dann hat er sich eine warme Flüssigkeit gemacht, die er tatsächlich getrunken hat.

Aber der Mensch hat immer noch nichts gefressen!

Wir vermuten, dass der Mensch wieder Migräne hat. Er hat das ganz oft, aber fast nie so schlimm wie heute. Er hält sich dann den Kopf, frisst ein kleines weisses Brekkie, und dann ist es normalerweise eine halbe Stunde später deutlich besser. Aber nicht heute!

Wir würden ihn jetzt gern zum Menschenarzt bringen, aber kein Transportkorb ist groß genug! Und wir wissen auch nicht, wie wir einen Menschenarzt erreichen!

Wenn es sehr schlimm ist, würden wir sicher auch den gräßlichen Tierarzt anrufen, damit der vielleicht hilft (aber den Kontakt mit dem Tierarzt würden wir lieber vermeiden, ehrlich gesagt … nachdem, was der letztens erst hier abgezogen hat – na, Loup hats ihm ja gezeigt und ihn ordentlich gebissen, gut so).

Der Mensch liegt jetzt apathisch im Bett. Er kneift immer ein Auge zu und hält sich den Kopf mit den Pfoten. Was können wir nur tun?

Was macht Ihr, wenn Eure Menschen krank sind?

Wir denken auch schon eine Weile nach, ob der Mensch vielleicht kastriert werden sollte? Aber damit wollen wir noch abwarten, bis er wieder ganz gesund ist.

Bitte helft uns – es gibt eine Kommentarfunktion, dort könnt Ihr Eure Tipps reinschreiben! Danke!

PS: eben kommen Anatol und Elie nach Hause, und haben gleich dies hier für den kranken Menschen zubreitet:

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