Der Haussegen hängt schief – und zwar gehörig.
Anatol und ich kamen vorhin ein weiteres Mal vom Baumarkt zurück, und fanden einen vor Wut schäumenden Elie vor.
„Gestern wart Ihr im Baumarkt. Vorgestern wart Ihr im Baumarkt – zweimal sogar! Heute seid Ihr schon wieder dort gewesen, und ich sehe es kommen: sicher fahrt Ihr nachher noch mal hin! Währenddessen sitze ich hier rum und kann sehen, wie ich klarkomme! Heimwerken mag ich nun mal nicht, ich würde so viel lieber mit Euch ins Schwimmbad – oder einfach nur spazieren gehen. Vielleicht könnte man sich auch mal wieder unterhalten – und nicht nur hier und da knurren „gibst Du mir den Schraubenzieher rüber?“ Ich darf allein versauern! Ihr seid so GEMEIN!“
Heulend hatte sich Elie nach dieser Suada in sein Nestchen verkrochen. Ich sehe ein, dass es so nicht weitergehen kann. Wir müssen uns um Elie kümmern. Leider ist dies mitten in einem „Bauvorhaben“ wie dem der Küchenumgestaltung schwierig. Wir können ja nicht alles stehen und liegen lassen.
Anatol hat wie immer eine rettende Idee.
„Elie, drüben bei Anna ist das Fenster auf. Ist sie schon wieder aus den Ferien zurück?“
Elie streckt sein tränenüberströmtes Gesichtchen sofort aus dem Nestchen heraus. „Anna? Fenster auf? Echt jetzt?“
„Ja“ sagt Anatol. „Guck doch!“
Es stimmt. Bei Anna ist eindeutig jemand zuhause. Ich ergreife den Telephonhörer und wähle die Nummer von Anna. Nach kurzer Zeit geht Annas Vater ans Telephon.
„Guten Abend! Sind Sie schon wieder aus den Ferien zurück? Wir haben hier einen kleinen Saurier, der sich ganz unglaublich nach Anna sehnt. Könnten die beiden vielleicht morgen zusammen spielen?“
„Ach das wäre herrlich! Wir mussten die Ferien vorzeitig abbrechen, da wir einen ganz ungewöhnlich umfangreichen neuen Auftrag bekommen haben.“ Annas Eltern haben eine Schneiderei. „Den konnten wir nicht ausschlagen. So sind wir schon jetzt zurück und nicht erst in 10 Tagen. Das Drama können Sie sich vorstellen. Anna wird sehr froh sein, dass Elie da ist. Sie dachte, sie sei ganz allein hier! Elie darf gern heute Abend zu uns zum Abendbrot kommen – wir würden uns freuen!“
Schnell überbringe ich Elie die frohe Botschaft. Elie sagt kein Wort, er ist sprachlos vor Freude. Flugs wäscht er sich das Gesicht, wirft seinen Chèche über – und witscht zur Tür hinaus. „Ich komm heute später!“ ruft er noch – dann ist er weg.
Anatol und ich sehen uns glücklich an. Wir beide wissen, was wir zu tun haben: das Auto reservieren und auf zum Baumarkt. Toom hat heute bis 22 Uhr geöffnet!
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