Sicher habt Ihr Euch schon gefragt, was es denn Neues von Antonia gibt. Antonia war im letzten Herbst in einem Paket von Bea hierhergekommen. Schnell hat sie sich mit Anatol und Elie angefreundet und hat auch eine ganze Weile hier mit den beiden gewohnt.
Besonders Elie hat sich sehr eng an Antonia angeschlossen. Die beiden können stundenlang unter einem Baum im Park liegen, in den Himmel gucken und sich Geschichten erzählen. Oft sehen sie den vorbeiziehenden Wolken nach und denken sich aus, von wo sie herkommen mögen, und wo sie wohl noch hinfliegen.
Antonia seufzt dann immer: „Wenn ich doch nur auf so eine Wolke steigen könnte. Um die ganze Welt würde ich reisen! Was ich da alles sehen und erleben würde … es wäre zu schön!“
Elie fragt: „Gefällt es Dir denn nicht bei uns, Antonia?“ „Doch, sehr sogar … aber die Ferne zieht mich unwiderstehlich an … Wenn ich mich irgendwo eingelebt habe, denke ich, nun ist es Zeit, weiterzuziehen und ein anderes Leben zu beginnen.“ „Möchtest Du denn nie irgendwo bleiben?“ Antonia lacht. „Ich weiss es nicht. Später vielleicht! Aber nun möchte ich doch noch so viel erleben, fremde Länder und Dinosaurier sehen …“ „Aber … kommst Du dann niemals wieder zu uns …?“ Elie weint fast! Er kann Antonias Lebenseinstellung nicht verstehen. Er braucht sein Zuhause, das sich möglichst nicht verändern soll. Anatol ist da ähnlich – er mag Veränderungen auch nicht so gern. Antonia ist deutlich abenteuerlustiger!
„Du musst nicht weinen, Elie. Ich bin einfach so. Ich kann mir nicht vorstellen, jeden Tag das Gleiche zu sehen, am gleichen Ort zu leben und immer dasselbe zu tun. So würde ich ersticken… Ich brauche die Abwechslung! Ich sollte vielleicht eine Pilotin des Drachenflugdienstes fragen, ob ich dort arbeiten kann – dann könnte ich in die weite Welt reisen, aber auch immer wieder zurückkommen zu den Dinos, die ich mag!“
Elie findet Antonia sehr mutig. Er selbst nimmt nicht so gern den Drachenflugdienst. Er hat nämlich beim Fliegen etwas Angst! Die Luft ist einfach kein Element für Dinosaurier, sagt er dann. Dabei vergisst er allerdings vollkommen, dass es auch Flugsaurier gibt.
Heute beim Mittagessen hat Antonia ihre Entscheidung verkündet. „Ihr Lieben! Ich muss Euch etwas Wichtiges sagen. Ihr wisst doch, dass ich mich beim Drachenflugdienst als Flugbegleitung beworben habe.“
„Ja, das wissen wir“ knurrt Anatol. „Und ich finde es gar keine gute Idee!“ Anatol liebt es, mit Antonia Musik zu machen – Anatol spielt nämlich Geige – und Antonia hat eine schöne Stimme. Die beiden haben schon kleine Hauskonzerte für Elie und mich gegeben, die wir sehr genossen haben. Geige und Gesang – ein wunderbares Duo. Auf das gemeinsame Musizieren möchte Anatol in Zukunft auf gar keinen Fall verzichten.
„Ich denke, es ist nicht nur eine gute Idee. Es ist auch genau das Richtige für mich! Ich will etwas von der Welt sehen. Das ist sehr wichtig für mich. Gestern habe ich eine Antwort vom Drachenflugdienst bekommen! Sie nehmen mich – schon diesen Freitag soll ich anfangen! Mein erster Flug geht nach New York!“
Ich bin beeindruckt. Antonia hat bereits alles vorbereitet. Sie wird die erste Zeit in New York in einem Loft wohnen, das sie mit einer anderen Dino-Flugbegleiterin teilen wird. Von dort aus wird sie weiter in alle Welt reisen – und ab und zu auch uns besuchen.
Elie fängt leise an zu schluchzen. Er möchte sich nicht von seiner neuen Freundin trennen! Anatol guckt auch sehr traurig. Er kann aber, anders als Elie, besser verstehen, warum das Reisen für Antonia so wichtig ist. Antonia hat das bisher nur Anatol und mir erzählt; Elie war dafür noch ein wenig klein.
Heute ist aber der Moment gekommen, wo sie auch Elie ihre Familiengeschichte erzählt. Damit er besser versteht, was in ihr vorgeht.
„Elie, ich bin als kleines Dinosauriermädchen von meiner Familie getrennt worden. Was aus meine Eltern und meinem Bruder geworden ist, weiss ich nicht … seit ich denken kann, suche ich sie. Und nun habe ich eine Spur gefunden, die nach Amerika führt. Ich muss dieser Spur folgen. Kannst Du das verstehen?“
Elie nickt. Seine Tränen tropfen fleissig in den Teller mit der guten Kohlsuppe, der vor ihm steht.
Anatol räuspert sich. „Ich glaube, wenn ich an Deiner Stelle wäre, Antonia, würde ich auch sofort nach Amerika reisen, und nach meiner Familie suchen!“ Elie möchte dem zustimmen, aber der Satz geht in einem Schluchzen unter.
„Ihr helft mir doch packen, oder?“ Aber natürlich!
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