Es ist 11 Uhr nachts. Draußen ist es schon lange dunkel. Seit er heute Nachmittag mit Elie abgeflogen ist, hat sich Anatol nicht mehr gemeldet. Langsam fange ich an, mir Sorgen zu machen – um beide Dinos. Was kann nur passiert sein?
Ich lege mich zu den Katzen aufs Bett. Meine Kleider lasse ich an – um schnell aufstehen zu können. Obwohl ich mich dagegen wehre, falle ich bald in einen unruhigen Halbschlaf.
Ein Kratzen an der Tür lässt mich aufschrecken! Jemand dreht den Schlüssel im Schloss, öffnet die Tür, die ein leises Knarren von sich gibt – und betritt die Wohnung. Es ist Anatol!
Er sieht müde und eingefallen aus. Offenbar ist dieser Tag auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen. Sofort nehme ich ihn hoch und setze ihn in sein Nestchen, wo er unter seine Decke kriecht, und murmelt „Elie ist in Sicherheit. Der Drachenflieger konnte erst nicht wieder starten, weil es so geregnet hat. Deshalb komme ich auch so spät…“ Er will noch etwas sagen, aber da schläft er schon. Ich lege mich nun auch hin, und bin innerhalb weniger Sekunden ebenfalls im Tiefschlaf.
16. Oktober 2013, 9 Uhr
Als ich aufwache, ist es heller Tag. Ich schrecke hoch, denn ich darf nicht verschlafen! Die Katzen erwarten ihr Essen, die Katzenklos müssen gesäubert werden … die guten Tiere reagieren sonst sehr ungehalten. Mit einem Satz springe ich aus dem Bett, vergesse meinen immer noch etwas steifen Rücken – und stelle fest, dass das Katzenfutter bereits serviert wurde, die Klos gemacht sind und die Raubtiere satt und zufrieden in ihren Körben liegen.
Anatol muss schon ganz früh aufgestanden sein – er hat sich um alles gekümmert! Und nicht nur das: er hat auch das Frühstück vorbereitet.
Anatol ist einfach ein perfekter Butler! Um nichts in der Welt würde ich ihn wieder hergeben.
Ich setze mich an mein Frühstück, gieße mir einen herrlich duftenden Jasmintee ein, und lasse Anatol erzählen, wie die Reise mit Elie gestern verlaufen ist.
Nachdem der Drachenflieger abgehoben sei, habe Anatol versucht, Elie mit Konversation wachzuhalten. Er habe nämlich große Angst davor gehabt, dass Elie wieder bewusstlos wird. Elie habe zu Anfang tatsächlich noch etwas sprechen können. Er wisse nicht, wie er überhaupt hierher gekommen sei … wo er herkäme, was er vorher getan hätte…
Anatol hat ihn nach dem Park befragt – ob er sich an die schöne Dino-Wiese erinnern könne … den Angriff auf Elie hat er lieber nicht erwähnt. Elie konnte sich auch an den Park nicht erinnern. Das einzige, was er noch glaubt zu wissen ist, dass sein Name Ismael sei. Aber auch da ist er nicht vollkommen sicher. Anatol hat kurzerhand die Abkürzung „Elie“ daraus gemacht.
Schon nach kurzer Zeit sei Elie nicht mehr ansprechbar gewesen. Er sei einfach „weggesackt“! Anatol habe es mit der Angst zu tun bekommen – und um Hilfe gerufen. Ob denn ein Arzt an Bord sei? Leider war das nicht der Fall – aber der freundliche Dino-Steward war in erster Hilfe ausgebildet. Er schaffte es, Elie wieder soweit zu Bewusstsein zu bekommen, dass er ruhig atmete und in ein Liegeabteil gebracht werden konnte, wo er dann unter Bewachung durch Anatol für den Rest des Fluges schlief.
Die Landung verlief problemlos, und die beiden Dinos wurden vom Bordpersonal in die Tierklinik der Zwerge gebracht. Elie kam sofort auf die Intensivstation. Anatol habe eine warme Mahlzeit bekommen, und habe sich etwas ausruhen können, bevor er den Drachenflieger zurück nach Hause nehmen wollte. Der Abflug war für 21 Uhr geplant – aber um 20 Uhr 30 zog eine Unwetterfront auf, die um kurz vor 21 Uhr in ein Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen mündete. So konnte der Drachenflieger nicht wieder starten. Irgendwann kurz vor Mitternacht habe sich die Gewitterfront endlich beruhigt, und der Drachenflieger konnte abheben.
So sei Anatol dann um 1 Uhr 30 hier auf der Rollfeld-Wiese angekommen … und sei den Weg nach Hause zu Fuß zurückgekrabbelt. Es sind nur 2 1/2 Kilometer, aber für einen kleinen Stegosaurus ist das ein ziemlicher Gewaltmarsch. Schließlich sei er gegen 2 Uhr früh mit letzter Kraft die Treppe heraufgekrochen… Aber nach ein paar Stunden erholsamen Schlafs sei er nun wieder voll da und zu Diensten!
Anatol ist unglaublich.
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