4. Kapitel – Der schwarze Ritter

Tagebucheintrag vom 7. Oktober 2013

Ein herrlicher Spätsommertag geht zuende. Es ist eigentlich schon Herbst, aber noch so warm und sonnig, dass man draußen gar keine Jacke braucht.

Anatol möchte trotzdem seine neue Decke, die er zu einem – wie er findet – verwegenen Ritterumhang umfunktioniert hat, mit in den Park nehmen. Anatol verbringt nämlich jede freie Minute mit seinen Kumpels im Park.

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Anatols Umhang

Ich finde es keine gute Idee, die schöne Decke mit nach draußen zu nehmen. Sie kann doch verlorengehen – oder schmutzig werden. Aber es hilft nichts, kein gutes Zureden und keine Warnung: die Decke (nein: der UMHANG!) muss mit. Schließlich ist Anatol „der schwarze Ritter“, der tapfere Held und tollkühne Kämpfer – und der muss einen solchen Umhang haben. Schon ist der Gute aus der Tür heraus, hüpft die Treppe hinunter – und ist weg.

Ich nehme mir ein Buch und setze mich auf den Balkon, wo Tonio und Capucine in der Sonne dösen. Ein schattiges Plätzchen ist noch frei und ich beginne zu lesen. Ein friedlicher, stiller Nachmittag verstreicht …

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages tauchen den gußeisernen Balkon mit seiner herabrankenden Clematis in seidiges Gold. Es wird kühler. Ich gehe zurück in die Wohnung, wo alles still ist. Anatol ist noch nicht wieder zurück. Ich fange an, das Abendbrot vorzubereiten, obwohl das eigentlich Anatols Aufgabe ist. Er soll sich auch einmal ausruhen können.

Ein leises Wimmern lässt mich aufschrecken. Es kommt aus dem Treppenhaus! Ich stürze zur Tür heraus und sehe dies:

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Ein Häuflein Elend – ohne Umhang! Was war passiert?

Zuerst muss ich Anatol beruhigen. Unter Schluchzen und Weinen höre ich Folgendes heraus:

Anatol war mit seinen Stegosaurier-Kumpels im Park. Alles war toll und der Umhang hatte großen Erfolg…

Und dann kam die Brontosaurier-Bande! Die Brontos sind sehr frech und turbulent, und die Stegos haben ein wenig Angst vor ihnen. Normalerweise kommen sie nicht in den Park, denn da sind oft Polizisten und passen auf – und Polizei mögen die Brontos gar nicht.

Anatol wollte schnell weg, die Kumpels auch… Aber da hatte ihn schon ein Bronto am Wickel – nein am Umhang – und hat ihm die Decke weggeschnappt!!

Leider konnten ihm die Kumpels nicht helfen, die Brontos waren schnell und haben allen im Handumdrehen die Saurierspielsachen weggenommen, dem einen Stego noch fix eins übergebraten, und sind weg! Mitsamt der schönen Decke! Anatol heult.

Ein Versuch, ihn etwas zu beruhigen, ist zunächst fehlgeschlagen. Nun habe ich ihm aber einen Kakao gekocht und konnte ihn dazu bewegen, mir den Tathergang etwas genauer zu beschreiben. Dabei hat Anatol sogar ein Phantombild des Täters aufzeichnen können:

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Mit diesem Beweismittel ausgerüstet machen wir uns in den Park auf, um den Täter zu stellen und ihm vor allem seine Beute – die schöne Decke von Schneeleopard – wieder abzunehmen. Denn Anatol ist sich sicher, dass die Bande noch im Park lauert!

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Im Park ist alles ruhig. Es ist nun Abend geworden – Parkbesucher sind kaum noch anzutreffen. Und weit und breit ist kein Brontosaurus zu sehen:

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Anatol wird nun ganz unruhig. Durch die Tasche hindurch kann ich sein Zittern spüren. „Da war es! Hier ist es passiert!“ ruft er plötzlich. „Da – das ist unser Baum!“

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Angeblich sind an und in diesem Baum immer die Stegos versammelt – und hängen dort gemeinsam „ab“, wie Anatol das nennt. Deshalb sei das auch „ihr“ Baum. Vielleicht waren die Brontos deshalb neidisch? Der Baum hat einen ganz besonders tollen senkrechten Ast, auf dem die Stegosaurier gerne sitzen und sich sonnen …

Da! Ein Geräusch! Es raschelt hinter dem Baum im Gebüsch – vielleicht ein Vogel? Oder eine Maus? Oder … vielleicht ein Brontosaurus!?

Sofort sind wir da. Laub wirbelt auf, und irgendetwas verschwindet in Windeseile im Unterholz! Wir sind jetzt ganz nah dran an der Stelle – und da …

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Etwa Hellblaues liegt da zwischen dem Laub unter den Büschen! Anatol krabbelt sofort hin – und ruft laut „Mein Umhang!! Das ist er!! Ich hab ihn wieder!“

Er ist selig!

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Wir stellen den Umhang sicher und verlassen den Tatort schnell. Bevor wir nach Hause fahren, drehen wir aber noch eine Runde im Park – um noch andere Beuteteile wiederzufinden, und um vielleicht ja auch einen Täter zu stellen und festzunehmen. Wir finden aber weder Beute noch Übeltäter. Stattdessen stoßen wir auf folgende „Hinterlassenschaften“:

Graffiti

Bronto-Graffiti auf der Parkbank – die Brontobande hat also einen echten Raubüberfall mitsamt nachfolgender (oder vorhergehender) Sachbeschädigung an öffentlichem Eigentum begangen. Es scheint sich also durchaus um schwere Jungs zu handeln.

Vorerst verbiete ich Anatol jeglichen weiteren Besuch im Park.

Hier geht es weiter zum 5. Kapitel

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